Skinheads


Die Skinhead Szene

Das Jahr 1969 wird allgemein mit zwei großen Ereignissen in Verbindung gebracht. Zum einen vereinte die Mondlandung der Amerikaner Millionen Zuschauer vor den häuslichen Fernsehgeräten. Auf der anderen Seite erinnern sich noch viele an das legendäre Woodstock Konzert, bei dem tausende langhaarige Musik- und Freiheitsliebhaber gemeinsam den Frieden für die Welt besangen. Doch so klar und deutlich der Mythos Woodstock auch detailliert hinterlassen sein mag, so dunkelgrau und trist verschleiert ein Nebel die Gründungszeit der Skinhead Bewegung, die ebenfalls in das Jahr 1969 datiert. Vierzig Jahre Skinhead Jugendszenen haben für viele Ereignisse gesorgt, über die berichtet werden kann. Nicht selten mischen sich dabei aber immer wieder falsche Informationen ein, die mit der Realität wenig gemein haben.

Der Beginn der Bewegung

Die Dekade der sechziger Jahre war geprägt von vielen unterschiedlichen Einflüssen, Motivationen und Vorkommnissen. Der zweite Weltkrieg lag nun mehr fünfzehn Jahre zurück, doch mit Vietnam wurde erneutes Feuer in unerwünschte Kriegskultur geschüttet. Die Jahre waren geprägt vom Aufbau einer neuen Welt und vielen Neuorientierungen. Studenten- und Bürgerbewegungen waren ebenso präsent wie der Bau der Berliner Mauer und das Attentat auf John F. Kennedy. Es verging kaum eine Woche in der nicht ein neues Ereignis über das neue Medium der Fernsehgeräte flimmerte.

Daher ist es also nicht verwunderlich, dass sich die Jugend, die nächste Generation nach dem zweiten Weltkrieg, in eine neue Richtung orientierte. Folge dieses neuen Gedankengutes waren unzählige, verschiedener Jugendszenen und Subkulturen. Meist entstanden diese Szenen aus dem Wunsch heraus, sich von älteren Generationen abzuheben. Während sich vor allem in Amerika Jugendliche vom puritanischen Arbeitsalltag abwandten, um einen neuen Weg durch Musik und Freiheit zu erlangen, schlossen sich in Großbritannien viele junge Leute der neu entstandenen Skinhead Szene an. Im Gegensatz zu Langhaarfrisuren, wie sie die Hippies im Westen trugen, entschieden sich diese Jugendliche zu kahlgeschorenen Köpfen, woraus der Name der Hautköpfe, Skinheads, resultierte.

Stolz auf die eigene Herkunft

Geprägt wurde diese neue Kultur durch den Stolz auf die eigene Arbeiterklasse. Man gehörte zu jenen, die das Land wieder mit aufbauten und hart für ihr Brot arbeiteten. Mit Stolz und Freude zählten die Anhänger sich zum Proletariat, der untersten Schicht im Staat, die das gesamte Gebilde durch Arbeit am Laufen hielt. Das äußere Erscheinungsbild zeugt noch heute von dieser Einstellung – Schwere Springerstiefel, Jeans und T-Shirt, sowie die kurzgeschorene Kopfhaut, sind Merkmale einer praktischen Anwendung. Das Outfit eines Arbeiters. Doch waren früher die Kleidungen noch recht einfach gehalten, entwickelte sich auch zu dieser Szene eine eigene Mode. Teilweise zog die Bewegung dabei die Mode nach sich, teilweise nutzte man auch schon bestehende Kleidung und instrumentalisierte diese. Als erstes waren das zum Beispiel Stiefel von der Marke Dr. Martens. Bei einer Gegendemonstration im März 1969 zogen alle 150 Skindheads Stiefel dieser Marke an. Aber auch Bekleidung aus der Marke Ben Sherman fanden schnellen Einzug in die Kultur der Skinheads, die diese Mode für sich entdeckten und für passend empfanden. Ein Überbleibsel aus den englischen Arbeiterkreisen waren die Donkeyjacken. Diese wurden meist von Arbeitern getragen und später auch von der Firma Fred Perry hergestellt, die unter anderem noch berühmt für ihre Poloshirts war und noch heute ist.

Die ersten gemeinsamen Ereignisse und Veranstaltungen der Skinheads fanden im Arbeiterviertel von London statt. Hier teilte sich das weiße Proletariat die Arbeitsplätze mit Einwanderern aus Jamaika und den Westindischen Inseln. Die Folge war eine Vermischung dieser Kulturen. Man traf sich auf Partys und hörte gemeinsam Reggae, Ska und Norther Soul Musik. Vor allem mit Blick auf das Verhalten zur Musik, aber auch der Mischung dieser beiden, verschiedenen Kulturen, hatten die frühen Skinheads beinahe gar nichts gemein mit den rechtsextremen Szenen, mit denen sie heute allgemein verglichen und gleichgesetzt werden.

Veranstaltungen solcher Art fanden nun immer regelmäßiger statt, wurden aber schon früh von negativen Schlagzeilen begleitet. Teil dieser Jugendbewegung war nämlich auch der exzessive Genuss von Alkohol. Folge waren häufig Schlägereien und Gewalt. Diese nahmen zwar nur selten kriminelle Züge an, im Sinne der Bedrohung ziviler Bürger, sorgten aber schon in frühster Zeit für eine Abneigung in der allgemeinen Bevölkerung gegen die Szene der Skinheads.

Das Erbe dieser Zeit

Wie auch mit Teilen anderer Bewegungen, begann, mit Anfang der siebziger Jahre, eine Spaltung der Skinheadszene. Aus der bereits entwickelten Kultur entstanden neuerliche Subkulturen, die sich mit Anschauungen und Idealen anderer Bewegungen vermischten. Dabei waren für das heutige Bild der Skinheads vor allem zwei politische Richtungen prägend. Linke und rechte Ansichten mischten sich in die Szene mit ein. Die Folge war ein ganzer Haufen neuer Kreise, die sich zunächst äußerlich nur wenig unterschieden. Punks bauten ihren Stil auf dem Erbe der sechziger Jahre Skinheads auf, während es ihnen ihre politischen Feinde auf der rechten Seite gleich taten. Parallel dazu gab es aber noch immer die Traditionalisten, die sich auf die ursprünglichen Werte bezogen.

Die Vielzahl der neuen Bewegungen führte zu vielen Reibungspunkten, die vor allem in Formen der Gewalt endeten. So schaukelten sich über die Jahre die Konflikte immer weiter nach oben. Aus zunächst rechtsgerichteten Mitgliedern erstarkte die Welle der neuen Nationalsozialisten, den Neonazis. So kam es, dass sich die meisten anderen Teile der Skinheads linksgerichtet entwickelten und man daher in heutiger Zeit diese beiden politischen Richtungen als Grundmaßstab einer Einteilung der Skinheadszene nutzen kann.

Besondere Überbleibsel sind vor allem die Kleidung. Teilweise wieder durch faschistische Organisationen missbraucht, haben die Skinheads früh Marken für sich entdeckt, die sie bis heute bevorzugt tragen. Dazu gehören auch Hersteller für die Szene typischen Springerstiefel und Bomberjacken. Neben Fred Perry und Dr. Martens ist auch Lonsdale London eine beliebte Ware. Letztere kam im Übrigen auch lange Zeit in Verruf, eine Marke für rechtsextremes Gedankengut zu sein, was allerdings vollkommener Nonsens war. Bestätigt wurde dies auch damit, dass sich der deutsche Vertrieb der Kleidung öffentlich davon distanzierte und viele Gelder in allgemein nützliche Veranstaltungen gesteckt wurden.

Die Skinheads heute

Noch heute schließlich sich viele Jugendliche der Skinheadbewegung an. Allerdings häufen sich aus diesem Grund viele Vorurteile und missverständliche Informationen geraten an die allgemeine Bevölkerung. Gerade durch die mediale Berichterstattung ist es dem normalen Bürger kaum möglich zwischen Rechtsextremen und anderen Skinheads zu unterscheiden. Ebenso ergeht es auch Jugendlichen, die sich diesen Bewegungen anschließen wollen und des öfteren in Szenen geraten, die sie ursprünglich gar nicht betreten wollten. Es sind daher zumeist die Kreise der Neonazis, die sich den Stil der Skinheads zu Nutze gemacht haben.

Erkennbar sind aber noch heute einige, wenige Parallelen zwischen den verschiedenen Gruppierungen der Skinheads. Kleidung und Frisuren gleichen sich meist und auch die Vorliebe für Konzerte ist immer noch die selbe. Daher ist es umso wichtiger, dass der Szene einen besonderen Stellenwert zugeschrieben wird, damit klar gegen verfassungswidrige Aktionen angegangen werden kann. Die vielen Aktionen gegen Rechtsextremismus, welche gerade von Skinheads organisiert werden, sorgen häufig für Verwunderung – einem deutlichen Zeichen dafür, wie missverstanden die Szene in heutiger Zeit dargestellt wird.

Ein weiterer Punkt für die vielen Missverständnisse besteht in der Kleidung, die sich häufig ähneln. Das hat allerdings gleich zwei Nachteile. Zum einen werden vielen Skinheads nationalsozialistische Motive unterstellt und zum anderen leiden darunter die Firmen der Bekleidung. Firmen, die häufig bereits seit vielen Jahrzehnten bestehen und daher nur wenige Bezug zu der modernen Problematik haben. So werden die Harrington Jacken bereits seit 1937 hergestellt. Aber auch andere Firmen haben häufig mit ihrem Ruf zu kämpfen. Lonsdale London erging es da ebenso wie Fred Perry. Und auch die Springerstiefel werden meist missverstanden. Bomberjacken haben ein ähnliches Schicksal, sind aber, ähnlich wie die Harrington Jacken, sehr beliebt, da es Kleidungsstücke von besonderer Qualität sind, die erst in zweiter Instanz für die Szene der Skinheads genutzt wird. Daher ist es einfach wichtig, diese Vorurteile und Missverständnisse abzubauen, denn zu aller letzt, kann die Kleidung immer noch am wenigsten für die Taten ihres Trägers.